Nachhaltiges Webdesign – Websites gegen den Klimawandel

Der Klimawandel ist ein nicht mehr zu ignorierendes Thema in diesen Zeiten. Wir tragen durch verschwenderischen Lebenswandel rege dazu bei. Jedes Jahr ein neues Handy, Flugreisen und drei Autos pro Familie. So weit so klar. Aber was uns häufig gar nicht bewusst ist, ist der Effekt, den das Internet auf den Klimawandel hat.

HÄH? Aber was hat meine Website damit zu tun?

Ja, so habe ich auch erst einmal reagiert, als ich zum ersten mal auf dem WordPress Meetup Koblenz bei einem Vortrag von Simon Kraft damit konfrontiert wurde.

Ein paar Zahlen und Fakten zum Stromverbrauch des Internets*:

  • Wäre das Internet ein Land, würde es nach den USA und China Platz 3 im Stromverbrauch belegen.
  • Das “Land Internet” stößt ca 800 Millionen Tonnen CO2 aus, etwa genau so viel wie unser Land Deutschland.
  • Der ökologische Fußabdruck des Internets ist ähnlich wie der des globalen Flugverkehrs

*es ist nicht ganz einfach, einheitliche Zahlen zu finden, aber es geht wohl auch eher darum, ein Gefühl für die Brisanz zu erhalten als exakte Zahlen und Prognosen zu haben.

Krass, oder?
Ja, so hatte ich das noch nie gesehen. Aber sobald man sich in diese Gedankenschiene eingeklinkt hat, wird es klar wie Kloßbrühe.

Jedes Bild, jedes Video, jeder Ladevorgang einer Seite verursacht einen Datentransfer oder einen Speichervorgang und damit einen Stromverbrauch. Nach einer Studie von Huawei wird erwartet, dass der Stromverbrauch der Rechenzentren bis 2030 ca. 5% des weltweiten Stromverbrauchs ausmachen wird.

Wie steht es mit meiner Website aktuell?

Nach diesen Informationen habe ich meine eigene Website noch einmal kritisch hinterfragt. Das kann man mit Online-Tools wie https://www.websitecarbon.com/ tun. Nach Eingabe der Website-URL erhält man dort eine Info darüber, wie viel CO2 die getestete Website verbraucht. Das kann schon mal ein relativ großer Schocker sein, zumal der Verbrauch auf websitecarbon.com sehr “greifbar” beschrieben wird.

Websitecarbon zeigt, wie viel CO2 Deine Seite pro Jahr verbraucht.
Websitecarbon.com zeigt Dir sehr anschaulich, wie viel CO2 Deine Website im Jahr verbraucht.

Das kannst Du tun, um Deine Website nachhaltiger zu machen

Ok. Nachdem Schock und schlechtes Gewissen überwunden sind… was kann den nun konkret getan werden, um den eigenen Anteil an dieser Entwicklung bewusst zu verringern. Hier bezogen auf die Nutzung des Internet (Flugreisen und Autos lassen wir hier außen vor)

Bilder / Videos einsparen

Du kannst auf Deiner Website den Nutzen und Effekt von Bildern noch einmal überdenken. Niemand sagt, dass es keine Bilder auf Deiner Seite geben darf, aber vielleicht lässt sich ja das eine oder andere (aussagearme) Bild einsparen oder verkleinert darstellen.

Dateigrößen verringern

Verwendete Bilder, Videos und Scripte können in der Regel weiter optimiert werden um unnötige Datenübertragung zu vermeiden. Wenn ein Bild z.B. in einer Größe von 500 Pixeln auf Deiner Website angezeigt wird, kann es trotzdem 3000 Pixel groß sein. Hier kann gespart werden, indem die Bildgröße auf das benötigte Maß reduziert wird.

Dateigrößen von Bilder und Videos können durch die Verwendung von Komprimierungstools wie tinypng.com weiter verringert werden. Einen umfassenden Artikel zur Optimierung Deiner Bilder habe ich auch schon geschrieben.

Scripte reduzieren, minimieren, komprimieren

Scripte können komprimiert oder auch eingespart werden. Viele Websites haben heutzutage Slider, Animationen oder sonstige eher unnötige und wenig zielführende Elemente. Überlege hier zwei mal ob Du die wirklich brauchst. Dabei hilft bestimmt die Erkenntnis, dass z.B. Slider in fast jeder Hinsicht „schlecht“ sind (Ladezeiten, Benutzerführung, Informationsdarstellung…) und Animationen für viele Menschen (auch ohne Behinderung) eher nervig und lästig sind als erfreulich.

Schriften

Du kannst hinterfragen, ob Du unbedingt individuelle Schriften laden musst oder ob Du auch Standardschriften verwenden kannst, die sowieso auf den Computern der Besucher*innen installiert und nicht mehr extra über das Internet geladen werden müssen.

Bessere Strukturen

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Benutzerführung auf Deiner Website. Je schneller (und mit weniger Klicks / weniger Datentransfer) Deine Besucherinnen auf der Seite finden, was sie suchen, desto besser. Jeder gesparte Klick und Ladevorgang hilft dem Klima (UND Deinen Besucherinnen.)

Grünes Hosting

Einige Hoster haben sich das CO2 sparende oder neutrale Hosting auf die Fahnen geschrieben. Wenn Du einen neuen Hoster suchst oder wechseln möchtest, kannst Du hier einen besonderen Augenmerk auf die Klimabilanz legen und gleich einen klimabewussten Hsoter aussuchen. Z.B. hier: https://utopia.de/ratgeber/gruenes-webhosting-oekostrom/

Ja toll, aber habe ich auch was davon?

Das ist das Schöne: Hier ist die klare Antwort aus meiner Sicht: JA! Du hast sogar recht viel davon. Denn alle Maßnahmen, die ich oben zur Verbesserung Deiner Web-Klimabilanz aufgeführt habe, dienen auch der Geschwindigkeit und Usability Deiner Website und wirken sich somit auch DIREKT auf Deine Suchmaschinenoptimierung und die Zufriedenheit Deiner Besucher*innen aus. Ca 76% der Internetnutzer*innen bewerten eine Website danach, wie gut sie bedienbar ist und wie schnell sie die gewünschten Informationen finden.

Wie Googles Core Web Vitals-Update das Klima schützt

Für Mai 2021 hat Google ein Update seines Suchalgorithmus angekündigt. Dieser soll schnelle, benutzerfreundliche Seiten “belohnen” und solche, die langsam, träge und benutzerunfreundlich sind “bestrafen”. Schnelle, schlanke Seiten werden es also in Zukunft leichter haben, bei Google eine gute Platzierung in den Suchergebnissen zu erhalten. So schlägst Du mit einer Ausrichtung Deiner Website auf ein klimabewusstes Design gleich zwei (große) Fliegen mit einer Klappe.

  • Du hilfst bei der Reduzierung der CO2 Produktion
  • Du tust etwas für Deine Suchmaschinenoptimierung und Platzierung in den Google Suchergebnissen.
  • Deine Besucher*innen werden sich über die schnellere, übersichtlichere Website freuen

Also los!
Kein Grund, nicht sofort damit anzufangen und das Internet wieder schneller, nützlicher und besser zu machen.

Weitere Tipps für den digitalen Alltag, die CO2 sparen helfen

Neben Tweaks an Deiner Website kannst Du auf vielfältige andere Arten mithelfen, die CO2-Last durch digitales Verhalten zu reduzieren. Mach‘ Dir bewusst, dass viele heute alltägliche Dinge eben trotz „Flat“ nicht ganz ohne Kosten sind.

  • Webradio oder Streams ausschalten, wenn sie nicht genutzt werden
  • Unnötige E-Mails löschen, Newsletter abbestellen, Postfach aufräumen
  • Häufig besuchte Websites als Lesezeichen speichern, nicht jedes mal googeln (20 Google-Anfragen können eine Energiesparlampe für 1 Stunde leuchten lassen)
  • Weniger Katzen-Videos und Memes per Messenger oder Mail verschicken, lieber mal anrufen.
  • Weniger Hass-Kommentare in den sozialen Medien schreiben 😉
  • Spaziergang statt Netflix

Fazit: Internet=Böse?

Sollen wir nun alle unsere Rechner, Smartphones und Tablets ausschalten und in den Wald ziehen? NEIN! Denn wie fast alles hat auch das Internet einen großen Nutzen. Das bedeutet aber nicht, dass wir uns nicht auch Gedanken machen sollten, wie wird es verantwortungsvoll verwenden können.

Links:
http://www.clickclean.org/
https://ecograder.com/
https://www.websitecarbon.com/

Quellen:
Artikel bei heise.de
Artikel clmatechangenews.com (Englisch)
welt.de