WordPress ist kostenlos! Und viele Plugins und Themes sind es auch. Warum dann zahlen, wenn man es auch for free haben kann?
Seit ca. 2007 erstelle ich Websites mit WordPress. In diesen vielen Jahren habe ich Gelegenheit gehabt, viele Herangehensweisen an die Websiteerstellung und Webdesign mit WordPress auszuprobieren – und auch wieder zu verwerfen.
Am Anfang war alles „free“
Begonnen habe ich natürlich damit, alles mit kostenfreien Plugins und Themes zu machen. Der Premium-Markt war wohl auch zu dieser Zeit noch nicht so umfangreich wie heute. Wenn die Kundinnen oder Kunden Wünsche hatten, die über die Basis-Funktionen von WordPress hinaus gingen, musste ich auf die Suche nach dem passenden Plugin gehen. Wenn ein passendes Free-Plugin gefunden war, musste ich mir jedes Mal erneut die Fragen stellen:
- Erfüllt das Plugin die gewünschten Funktionen, ohne die Seite langsamer zu machen oder Fehler zu verursachen?
- Wird das Plugin regelmäßig aktualisiert und gibt es eine genügend große Benutzergruppe um ggf. Hilfe aus der Community zu erhalten?
- Wie ist das generelle „Gefühl“, wenn ich mir die Support-Beiträge zum Plugin ansehe? Fragen andere Benutzer nach Features oder Bedienungshilfe, oder lautet der Titel häufiger „Fataler Fehler nach Aktualisierung“ o.Ä.
- Finde ich in einschlägigen Sicherheitsblogs (z.B. WPSCAN) Informationen über häufige Sicherheitslücken in dem Plugin?
Wenn all das zufriedenstellend geklärt war, konnte ich mich an Installation, Konfiguration und Einbau des Plugins begeben.
Das bedeutet, die Verwendung eines neuen Plugins war immer mit einem recht hohen Rechercheaufwand verbunden. Und im schlimmsten Fall hat sich dieser Aufwand bei der nächsten Website wiederholt, weil das zuvor gefundene Plugin aufgrund der Funktionseinschränkung für den nächsten Wunsch nicht geeignet war. Weiterhin hat man natürlich im Free-Bereich keinerlei Anspruch auf die Implementierung von gewünschten Funktionen, auf direkten Support bei Problemen oder darauf, dass das Plugin regelmäßig aktualisiert wird.
Nach einigen Jahren mit dieser Strategie wuchs auch in der WordPress Welt generell das Angebot an Premium Tools. Häufig gibt es von Premium-Plugins auch eine kostenlose, abgespeckte Version zum Ausprobieren. Und natürlich waren die wirklich attraktiven Funktionen die, die es nur in der Premium-Variante des Plugins gab.
So begann ich dann langsam, immer mal wieder ein Premium-Plugin zu erwerben, um auch für meine Kunden mit professionellen Tools zu arbeiten.
Und über die Jahre habe ich festgestellt, dass es viele Vorteile und Argumente für kostenpflichtige Plugins gibt.
- Die Funktionen sind häufig umfangreicher und attraktiver (Spezial-Funktionen, die kein Free-Plugin liefert)
- Man hat Anspruch auf Support vom Hersteller und muss nicht in öffentlichen Foren darauf hoffen, dass jemand Ahnung hat und sich die Zeit nimmt, auf Fragen zu antworten
- Durch den finanziellen Einsatz unterstützt man die Hersteller-Firma, die dann hoffentlich noch sehr sehr lange das Plugin weiter pflegt und erweitert
- Man hat ggf. Einfluss darauf, welche Funktionen in der Zukunft implementiert werden. Beispiel: Die Roadmap von Fluent Forms, hier kann man Features „upvoten“.
- Da ihr Geschäftsmodell darauf basiert, legen die Programmierer von Premium-Plugins ggf. mehr Wert auf Sicherheit und guten, kompatiblen Code.
- Häufig machen die Premium Tools auch optisch und in der Bedienung einen hochwertigeren, professionellen Eindruck.
- DSGVO: Häh? Was hat das damit zu tun? Z.B. sollten E-Mails / Protokolle über den Versand aus Kontaktformularen nicht zu lange auf dem Server liegen, um die Daten der Absender zu schützen. Die Funktion der automatischen Löschung von Mails nach einer bestimmten Zeit bieten oft nur Premium Formular-Plugins.
Ein weiterer Vorteil war der, dass ich durch die großen Funktionsumfänge irgendwann meine „Sammlung“ an Premium-Plugins so weit vervollständigt hatte, dass ich fast alle gewünschten Funktionen damit abdecken konnte, ohne jedes Mal auf die Suche nach neuen Plugins zu gehen.
Keine Frage, es gibt wunderbare, mächtige, sauber programmierte Free-Plugins, die schon seit vielen Jahren liebevoll gepflegt werden, aber gerade im professionellen Bereich stößt man damit ggf. irgendwann an Grenzen.
Ich verwende also bei der Erstellung von Websites mit WordPress eine Mischung aus Free- und Premium Plugins, die ich teils seit Jahren verwende, in- und auswendig kenne und für ihre Stabilität und Zuverlässigkeit liebe. Es ist ein wenig wie eine feste Beziehung vs. One-Night-Stand. Die Beziehung ist ggf. etwas weniger aufregend, aber auch nicht so anstrengend und evtl. gefährlich.
Dann kam auch noch „self-made“, eine kurze Affäre mit selbst programmierten Themes.
Aufgrund der teils spezifischen Kundenwünsche habe ich eine Zeit lang auch die Themes komplett selber programmiert. So konnte ich natürlich ganz gezielt auf die Anforderungen eingehen. Das hat sich aber schnell als Sackgasse herausgestellt, weil der Aufwand zu groß war und ich die immer wachsende Anzahl an individuellen Themes ja auch hätte pflegen und aktuell halten müssen. Daher hier nur eine kurze Affäre mit dem Thema „Do it yourself“.
Was ist mit den „Eierlegende Wollmilchsau“-Themes von Themeforest?
Bei Anbietern wie ThemeForest (verlinke ich hier absichtlich nicht, weil ich kein Fan bin ;-)) gibt es Themes, die eine extrem hohe Verbreitung haben weil sie die „Eierlegende Wollmilchsau“ versprechen. Sie beinhalten Lizenzen (ja, auch das sind Premium-Lizenzen) von Funktionen wie Slider (häufig der Revolution Slider), Page-Builder (häufig WPBakery) und vielem mehr.
Diese Themes (z.B. AVADA) kosten dann z.B. einmalig 69 Dollar (Stand August 2022) und man hat damit alle Lizenzen und Rechte auf Updates erworben. Support kostet seit einigen Jahren auch extra und ist nicht automatisch für immer enthalten.
Die Zielgruppe ist hier für mich klar: Menschen, die ihre Website selber erstellen möchten und sich möglichst nicht mit Fragen über Plugins, Funktionen etc. herumschlagen wollen, sondern einfach alles in einem und für einen einmaligen, günstigen Preis haben möchten.
Der Vorteil von Themes dieser Art: Sie sind groß und mächtig und können fast alles!
Der Nachteil: Sie sind groß und mächtig und können fast alles! Sehr häufig sind Seiten, die z.B. mit Avada erstellt wurden sehr sehr langsam, weil sehr viel Code für all diese (teils gar nicht verwendeten Funktionen) geladen wird. Die schiere Masse an möglichen Einstellungen für … ALLES ist überwältigend und bedarf intensiver Beschäftigung mit dem Theme.
Da die Seitengeschwindigkeit heutzutage eine große Rolle spielt und zu einem zentralen Merkmal einer gut gemachten Internetseite geworden ist, kann ich persönlich von „Eierlegenden Wollmilchsauen“ wie AVADA nur abraten.
Mein Fazit ist hier: Es gibt gute, zuverlässige und sichere kostenfreie Plugins, für den professionellen Einsatz greife ich aber bei vielen Funktionen mittlerweile auf Premium Plugins zurück, weil sie in meinen Augen viele Vorteile bzgl. Funktionalität, Sicherheit und Bedienerfreundlichkeit haben.
Da ich als Agentur häufig größere „Gebinde“ an Lizenzen erwerbe, kann ich diese deutlich vergünstigt im Rahmen einer Wartungsvereinbarung an meine Kundinnen und Kunden weitergeben.